Fliegenfischen – Welche Fliegenrute kaufen?
Aller Anfang ist schwer. So ist es mit jedem Hobby, mit dem man beginnen möchte. Sei es ein Hobby wie die Jagd, Rennradfahren oder aber auch das Ski- oder Snowboarden. Es stellt sich immer die Frage, was benötige ich? Welches Gewehr brauche ich zum Beispiel bei der Ausübung der Jagd? Welches Rad ist für mich am Besten geeignet? Brauche ich spezielle Skihandschuhe beim Skifahren?
Bezogen auf das Fliegenfischen, kann man wohl sagen, dass neben den Fliegen, die Fliegenrute das Herzstück einer jeden Fliegenfischerausrüstung darstellt. Die Entscheidung, welche Rute man denn kaufen solle, ist eine, wie ich finde, extrem schwierige Entscheidung. Auf dem Markt findet man unzählige Ruten verschiedener Hersteller, in verschiedenen Farben und Preissegmenten. Eine nicht gut durchdachte Entscheidung kann nach dem Kauf ärgerlich enden, denn als Neuling in diesem Hobby ist der Erfahrungsschatz, auf den man sonst zurückgreifen kann, noch nicht sonderlich weit ausgebaut.
Im folgenden Artikel wird versucht etwas Licht ins Dunkle zu bringen und Sie bei Ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen.
Der Preis
Spielt das Budget bei Ihrer Entscheidungsfindung eine Rolle, ist es wichtig sich einen preislichen Rahmen zurechtzulegen. Erwähnenswert ist, dass man in allen Preissegmenten fündig werden kann. Man kann bereits für 50€ eine taugliche Fliegenrute erwerben und dem Ganzen ist keine preisliche Grenze nach oben gesetzt. Von 50€ bis sage und schreibe 3000€ für besondere Ruten, meist aus Bambus, gibt der Markt alles her. Zu beachten ist beim bereitstellen des Budgets auch, dass mit dem Kauf einer Fliegenrute erst einer von weitaus mehreren essentiellen Käufen getätigt ist, um das Hobby des Fliegenfischens auszuüben. Die Rute sollte ein viertel Ihres Budgets ausmachen. Der Rest sollte für Dinge wie Watbekleidung, Fliegenrolle, Fliegenschnüre, Fliegenimitationen und kleinere Notwendigkeiten ausgegeben werden.
Ist das Budget für die Rute erst einmal entschieden, steht dem Stöbern nach Ruten in Geschäften oder auch online nichts mehr im Wege. Doch es treten noch weitere Fragen auf.

Der Rutentyp
Das Fliegenfischen, eine sehr alte Sportart, welche in England zur Perfektion getrieben wurde, hat ihre Wurzeln in der Antike. Damals verstand man unter einer „Fliegenrute“ oftmals einen Weiden- oder Haselnussstock mit einem oder mehreren Rosshaaren als „Angelschnur“, an denen eine Fliegenimitation befestigt war.
Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich dieses doch eher rudimentäre „Fliegenangeln“ hin zu einem Hightech-Sport. Der Weidenstock ist durch Kohlefaser und Glasfaser ersetzt worden. Selten sieht man noch die ein oder andere Bambus-Rute in Gebrauch.
Auch Glasfaser-Ruten sind heutzutage eher Exoten und werden immer weniger genutzt.
Der Stoff aus dem die meisten Fliegenfischer-Träume gemacht sind, ist meist die Kohlefaser.
Kohlefaser hat den Vorteil, dass sie extrem leicht und biegsam ist, in Massen produziert werden kann und kosten-effizient ist. Eine Fliegenrute für Beginner ist meist aus Kohlefaser. Möchte man einen „Exoten“ kann man natürlich auch zu Glasfaser greifen und sucht man ein „Back-to-the-roots“-Erlebnis wählt man die Bambus-Rute.
Wie bereits erwähnt ist jedoch der Griff zur Kohlefaserrute am gängigsten.
Haben Sie nun den passenden Rutentyp ausgewählt, folgt im nächsten Schritt die Wahl der zu Ihnen passenden Ruten-Aktion.
Die Aktion der Rute
Fliegenruten besitzen unterschiedliche Aktionen. Man unterscheidet zwischen der Spitzenaktion, der progressiven Aktion und der langsamen Aktion. Es gibt daher „schnelle“ (Spitzenaktion), „mittelschnelle“ (auch: semi-parabolische) und „langsame“ (auch: parabolische) Fliegenruten.
Beim Onlinekauf einer Rute steht die Aktion der Rute meist in der Beschreibung. Beim Kauf im Angelladen des Vertrauens weiß der Verkäufer über die Aktion der Rute Bescheid.
Um nun herauszufinden, welche Aktion der Rute zu einem passt, müssen weitere Parameter geklärt werden.
Wo wird gefischt und was ist mein Zielfisch?

Das wichtigste Kriterium beim Kauf einer Fliegenrute ist, wo denn letztendlich gefischt wird und auf welchen Zielfisch man es abgesehen hat. Dadurch lässt sich einiges Ableiten, was für den Kauf essentiell ist!
Das „Wo“ und das „Was“ ist in diesem Falle symbiotisch zu betrachten:
-Salmoniden am Bach/kleinen Fluss
Fische ich in einem Bach oder einem kleinen Fluss bevorzugt auf Salmoniden, so empfiehlt es sich eine eher kürzere Rute zu fischen. Von einer Bachrute spricht man überwiegend bei einer Länge von 8 Fuß. Die kürzere Rute ermöglicht es am Bach hängerfrei zu werfen und die Fliege zu präsentieren.
Fische ich am Fluss auf Salmoniden wie Äsche, Bachforelle oder Regenbogenforelle , kann generell eine Rute mit einer Länge von 9-10 Fuß empfohlen werden. Bei der Lachsfischerei am Fluss ist jedoch eine Rute von 14 Fuß zu empfehlen.
Wichtig ist noch einmal auf das „Wo“ einzugehen: Lebt man beispielsweise in einer Region mit viel Wind oder fischt man an der Küste, ist es ratsam auf eine „schnelle“ Rute mit Spitzenaktion zurückzugreifen. Diese ermöglicht es enge Schlaufen auch bei Gegenwind zu werfen.
Wird an unterschiedlichen Wassersystemen geangelt, hier ein kleiner Tipp an dieser Stelle: Eine Rute der Schnurklasse 6 in 9 Fuß ist eine echte Allround-Waffe. Hier taucht jedoch ein weiterer Begriff mit Klärungsbedarf auf: Die Schnurklasse.

Welche Schnurklasse für welchen Fisch
Was ist denn nun die Schnurklasse und für welchen Fisch benötige ich welche Schnurklasse?
Ganz einfach: Die Schnurklasse bezeichnet das Gewicht der ersten 9 Meter der Fliegenschnur. Die Bezeichnung der Schnurklasse findet man auf der Fliegenrute oberhalb des Griffes diese teht meist hinter einer Raute (#). Kauft man sich also eine Rute der Klasse #5 benötigt man eine Schnur der Klasse #5.
Doch welche Schnurklasse eignet sich für welchen Fisch? Auch dies ist ganz einfach: Für die Fischerei auf Forellen und Äschen wird die Klasse #4 und #5 empfohlen. Für die Angelei auf Meerforelle wird die Klasse #6 und #7 empfohlen. Möchte man auf Hecht oder Karpfen fischen verwendet man die Klassen #7 und #8. Auf Lachs verwendet man die Klassen #8, #9 und #10.
Fazit: Wie Sie sehen, sind viele Faktoren zu beachten somit sollte der Kauf einer Fliegenrute wohl überlegt sein. Zudem möchte man an dem guten Stück ja auch eine ganze Weile lang Freude haben. Von einem Impulsivkauf oder dem Kauf einer Fliegenrute aufgrund dessen Lackierung oder Farbe, ist somit abzuraten. Obwohl Ich gestehen muss, das Auge fischt manchmal auch mit. 😉
Ich hoffe dieser Artikel konnte einige Fragen zum Kauf einer Fliegenrute beantworten und wird Ihnen beim kauf dienlich sein. Petri Heil und viel Spaß am Wasser wünscht die Flyfishingcrew Bavaria!